Gefährdet an Leib und Leben

Gefährdet an Leib und Leben

Seit vier Jahren wird im Aar­gau ein­mal im Jahr eine Segens­feier für gle­ichgeschlechtlich Liebende, ihre Fre­undin­nen und Fre­unde, Bekan­nten und Fam­i­lien gefeiert. Bere­ichert wird die Feier jew­eils durch einen Gast und seinen Blick­winkel auf die Welt. Dieses Jahr ist das der nige­ri­an­isch-britis­che Dop­pel­bürg­er Davis Mac-Iyal­la.Ghana, Togo, Benin und Nige­ria – die Reise, die Davis Mac-Iyal­la im März 2015 unter­nom­men hat, war nicht unge­fährlich. Er reiste zurück in Län­der, in denen er sel­ber schönes und schw­eres erlebt hat. Län­der, in denen gle­ichgeschlechtlich liebende Men­schen wie Davis oder Men­schen, die sich in ihrem männlichen oder weib­lichen Kör­p­er falsch fühlen, und das nach aussen tra­gen, an Leib und Leben gefährdet sind; eine Erfahrung, die Davis Mac-Iyal­la teilt.

Hoffnung auf Unterstützung

Ursprünglich in Nige­ria behei­matet, begann der anglikanis­che Christ Davis Mac-Iyal­la im Jahr 2005 mit der Organ­i­sa­tion ein­er christlichen Gruppe «Chang­ing atti­tude», die sich gegen Diskri­m­inierung von LGBT-Men­schen in Nige­ria ein­set­zte (LGBT ste­ht für Lesbisch, Gay (schwul), Bisex­uell, Trans­sex­uell). 2008 ver­liess Davis Mac-Iyal­la West­afri­ka und ging nach Lon­don. Doch er engagiert sich weit­er­hin für die Gle­ich­berech­ti­gung von West­afrikanis­chen LGBT-Men­schen, die sich wenig­stens von ihrer Kirche Unter­stützung erhof­fen. Die oben erwäh­nte Reise machte Davis Mac-Iayl­la, um mit Blick auf die Fam­i­lien­syn­ode in Rom 2015 Geschicht­en von LGBT-Men­schen zu hören und weit­erzuerzählen. Er sel­ber reiste nach Rom, um mit den entsprechen­den afrikanis­chen Bis­chöfen das Gespräch zu suchen.

Hohe Strafen für Homosexualiät

«Es ist trau­rig, sagen zu müssen, dass ein Gespräch mit den Bis­chöfen nicht möglich war. Doch ich habe The­olo­gen und Gelehrte getrof­fen, die sehr offen unseren Geschicht­en zuge­hört haben», erk­lärt Davis Mac-Iyal­la. Seit sein­er Rück­kehr aus Rom habe er jedoch Kon­takt zu afrikanis­chen Bis­chöfen und Kirchen­führern aufnehmen kön­nen. «Worin sie mit­tler­weile mit uns einig sind ist, dass nie­mand auf­grund sein­er Sex­u­al­ität und sex­uellen Ori­en­tierung strafrechtlich ver­fol­gt oder krim­i­nal­isiert wer­den darf», sagt Davis-Mac-Iyal­la. Was ein­fach gesagt ist, ist mit Blick auf die Real­ität eine schwierige Sache. Immer noch erwarten homo­sex­uelle Men­schen allein auf­grund ihrer sex­uellen Ori­en­tierung in 35 von 55 anerkan­nten Afrikanis­chen Staat­en geset­zlich fest­gelegt teils hohe Gefäng­nis­strafen.

Kirche vergisst Worte Jesu

Beson­ders tragisch ist, und das offen­baren die ver­schiede­nen Erzäh­lun­gen aus Ghana, Togo, Benin und Nige­ria, dass ger­ade die Kirche oft­mals mit daran beteiligt ist, wenn sich das Kli­ma gegen LGBT-Men­schen ver­schärft. «Die Kirche sollte sich immer an die Worte Jesu Christi erin­nern, die besagen, dass wir einan­der mit Liebe und Respekt begeg­nen sollen. Stattdessen tut sie das Gegen­teil. Sie schuf eine Atmo­sphäre der Angst und des Has­s­es. Sie behan­delt ihre LGBT-Mit­glieder wie Men­schen zweit­er Klasse», stellt Davis Mac-Iyal­la fest. Um weit­er für die Rechte und Gle­ich­berech­ti­gung zu kämpfen, grün­dete Davis Mac-Iyal­la 2016 das «Inter­faith Diver­si­ty Net­work of West Africa» und kämpft auch im neuen Land für die Men­schen sein­er alten Heimat weit­er.

Gleichberechtigung ist christlich

Im Ver­gle­ich zur Sit­u­a­tion homo­sex­ueller Men­schen in Afri­ka, scheint die Lage in der Schweiz auf den ersten Blick fast paradiesisch. Was kön­nen die Schweiz­er Chris­ten zur Unter­stützung der weniger priv­i­legierten Men­schen tun? «In der Schweiz liegt der Fokus auf der Anerken­nung der gle­ichgeschlechtlichen Part­ner­schaften als Ehe. Doch auch in der Schweiz gibt es religiöse Men­schen, die die Gle­ich­berech­ti­gung nicht als Teil christlich­er Überzeu­gung ver­ste­hen. Doch für diese Gle­ich­berech­ti­gung sollte man kämpfen», sagt Davis Mac-Iayl­la und fügt hinzu: «Wir sind alle nicht frei und gle­ich­berechtigt, solange noch irgend­wo Men­schen unfrei und ungle­ich behan­delt wer­den». 

Segensfeier

Zum vierten Male gibt es die her­zliche Ein­ladung zur Segens­feier für gle­ichgeschlechtlich Liebende, ihre Fre­undin­nen und Fre­unde, Bekan­nten und Fam­i­lien, denn Gott nimmt alle Men­schen so an, wie sie sind.Am 28. April 2017, find­et von 19 bis 21 Uhr die Segens­feier in der Kapelle unter der Katholis­chen Kirche St. Anton, Wet­tin­gen statt (ohne Anmel­dung).Bere­its von 16 bis 17.30 Uhr find­et in der Kan­ti Wet­tin­gen ein Anlass mit Davis Mac-Iayl­la zur Sit­u­a­tion der christlichen LGBT-Men­schen in West­afri­ka statt.Anmel­dung dafür:
Anne Burgmer
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